Walter hatte langfristig vorher eingeladen. (Uns erreichte seine Mail Anfang Juli nördlich von Alice Springs). Vielen gab er damit die Gelegenheit, rechtzeitig die eigene Terminstruktur„auf die Reihe zu bekommen“. Danke für das Verständnis, denn wichtige Dinge regelt man gerne langfristig.
Freitag Nachmittag rückten sie dann an, die „Wüsten-Freunde“ Susi und Walter hatten noch beim Platz-Verwalter einen knappen Ster Kaminholz geordert, und so gerüstet sahen wir alle den sinkenden Temperaturen in der sternenklaren Nacht gelassen entgegen. Erst spät zog sich der Kreis des noch ausharrenden „harten Kerns“ dichter ums prasselnde Lagerfeuer. Zehn Fahrzeuge waren zu begrüßen an diesem Abend – eine respektable Resonanz. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass so mancher auch gerne gekommen wäre, wenn er sich nicht gerade auf Reisen befunden hätte.
Wir nutzten die Gelegenheit, neue Freundschaften zu schließen – nach dem Motto: Fremde sind Freunde, die man nur noch nicht kennt – und Leute wieder zu treffen, die man vielleicht schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Sicher sind wir alle älter – manche von uns auch schöner, andere weiser – geworden. Nach wie vor aber eint uns alle die ganz große Liebe zu einer der schönsten Landschaften, die es überhaupt auf diesem Planeten gibt.
Natürlich möchte heute keiner mehr wie vor dreißig Jahren mit einem ausrangierten Postbus über nordafrikanische Schotterfelder holpern. Heute wären wir in der Lage, uns mit perfekten Allrad-LKWs, die mit genialem Detailreichtum ausgestattet sind, überall hin zu bewegen und uns völlig autark lange Zeit (wenn es sein sollte: sogar wochenlang) über unvorstellbare Distanzen zu bewegen. Die Ausrüstung würde passen, die Mannschaften stünden bereit, der Wille zu solchen Reisen wäre vorhanden (unbeugsamer vielleicht als je zuvor). Jedoch, es ist ein Jammer: Die schönste und größte und vielleicht wunderbarste Wüste der Welt ist uns verschlossen. Den allermeisten von uns jedenfalls. Die Sahara – da muss man ehrlich sein – ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zum unbereisbaren Gebiet geworden.
Viele suchen Wüsten-Erlebnisse an anderen Stellen auf dem Globus, müssen aber feststellen, dass es die Sahara, so wie wir sie kennen und lieben, halt nur in Nordafrika gibt. Was uns bleibt, sind wehmütige Erinnerungen an herrliche Touren und vielleicht auch ein bisschen die Freude, dass es uns vergönnt war, unvergessliche Erlebnisse genossen zu haben, die in dieser Form einfach nicht mehr möglich sind.
Trotz aller Sentimentalität darüber standen an diesem Wochenende immer wieder der Austausch von Reise Erfahrungen sowie Diskussionen über technische Ausstattungen im Vordergrund.
Dass es kein unterhaltendes Rahmenprogramm gab, wurde nicht als störend empfunden. Im Gegenteil. Es gab genügend Gelegenheit für persönliche Gespräche und den Austausch von Reiseerlebnissen. Das kam gut an. Am Samstag stießen sechs weitere Fahrzeuge dazu, deren Besatzungen wertvolle Informationen beitragen konnten. Sogar Tagesbesucher aus Neuburg/Donau waren gekommen und verwöhnten uns mit mitgebrachtem lokal gebrautem Bier, mit Kuchen und feinem Nachtisch.
Walter ließ es sich nicht nehmen, als Vorspeise allen Anwesenden feine, knusprig-goldgelb gebackenen Brique à l’oeuf zu servieren. Dass es der Wettergott mit durchgehend nahezu wolkenlosem Himmel gut mit uns meinte, hat weiterhin zum reibungslosen Gelingen des Treffens beigetragen. Nach dem ausgiebigen Frühstück (Walter hat beim Bäcker frischen Semmeln und Brezen besorgt!), das sich bis in den Sonntagnachmittag hineinzog, hat sich das Treffen langsam aufgelöst. Alle waren sich einig, dass sie gerne im nächsten Jahr wieder mit dabei sein würden, vorausgesetzt, sie sind nicht selber unterwegs auf dieser schönen, großen, weiten, bunten Welt. Man wünschte sich gute Fahrt auf allen Wegen (oder daneben), immer einen Schluck Diesel im Tank und einen fingerbreit Luft unter dem Differential.
Danke an Susi und Walter für die Mühe der Vorbereitung und die perfekte Organisation des Treffens. Wir waren gerne mit dabei!
Peter und Marisa Hecht
Foto: Walter Zielonkowsky